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Agroforstsysteme – Chancen und rechtliche Herausforderungen in der Landwirtschaft
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Neuigkeiten und Wissenswertes aus der ZebiO-Welt

Agroforstsysteme – Chancen und rechtliche Herausforderungen in der Landwirtschaft

Die Landwirtschaft in Deutschland steht vor großen Herausforderungen: Ökologische und nachhaltige Ansätze gewinnen an Bedeutung, während die Anforderungen an landwirtschaftliche Betriebe stetig steigen. Eine vielversprechende Lösung könnte in Agroforstsystemen liegen – einer Kombination aus Gehölzen, Ackerkulturen und/oder Tierhaltung, die ökologische und wirtschaftliche Vorteile vereint. Doch wie realistisch ist die Umsetzung in der Praxis?

Das Projekt von ZebiO e.V.: Ein erster Schritt

ZebiO e.V. widmet sich im Rahmen eines geförderten Cluster-Projekts (2023–2025) der Etablierung von Agroforstsystemen im Oberbergischen Kreis. Ziel ist es, Modellflächen zu schaffen, um Landwirten die Potenziale solcher Systeme aufzuzeigen. Die Umsetzung gestaltet sich jedoch schwieriger als gedacht: Geeignete Flächen sind rar, da sie primär für die Futter- und Lebensmittelproduktion benötigt werden.

Als wichtiger erster Schritt wurde daher eine Ausarbeitung erstellt. Diese beleuchtet:

  • Verschiedene Arten von Agroforstsystemen,
  • Aktuelle rechtliche Rahmenbedingungen in NRW,
  • Erste Ansätze für Planung und Umsetzung.

Rechtliche Rahmenbedingungen für Agroforstsysteme

Die rechtlichen Vorgaben für die Etablierung von Agroforstsystemen in Deutschland und NRW stellen eine Herausforderung dar. Wichtig ist die Unterscheidung zwischen Ackerland und Grünland:

  1. Ackerland ist die naheliegende Option für Agroforstsysteme, da die Nutzung als landwirtschaftliche Tätigkeit gilt und keine zusätzlichen Genehmigungen erforderlich sind.
  2. Grünland hingegen, insbesondere Dauergrünland, unterliegt strengen Schutzvorschriften. Gemäß dem Landesnaturschutzgesetz NRW ist die Umwandlung von Dauergrünland in andere Nutzungsformen grundsätzlich verboten. In Ausnahmefällen kann eine Genehmigung beantragt werden, allerdings ist dies ein aufwendiger Prozess und erfordert Ausgleichsmaßnahmen.

Waldflächen sind für Agroforstsysteme ausgeschlossen. Das Bundeswaldgesetz und das Landesforstgesetz NRW definieren klar, dass Waldflächen nicht in Agroforstsysteme umgewandelt werden dürfen. Selbst Grünflächen, die mit Bäumen bepflanzt sind, gelten nur dann nicht als Wald, wenn sie weiterhin landwirtschaftlich genutzt werden und die Umtriebszeit der Bäume unter 20 Jahren liegt.

Diese komplexe Gesetzeslage erschwert die Umsetzung von Agroforstsystemen. Klarere Regelungen und Anpassungen könnten die Hürden für Landwirte deutlich senken und mehr Anreize schaffen, Agroforstsysteme als Teil der nachhaltigen Landwirtschaft zu etablieren.

Warum Agroforstsysteme?

Trotz der rechtlichen Herausforderungen bieten Agroforstsysteme eine Vielzahl von Vorteilen:

  1. Verbesserung der Bodenqualität: Gehölze fördern die Humusbildung, verbessern die Bodenstruktur und speichern Wasser sowie Nährstoffe. Dies erhöht langfristig die Bodenfruchtbarkeit und Nachhaltigkeit.
  2. Förderung der Biodiversität: Durch die Kombination verschiedener Pflanzenarten entstehen Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Dies erhöht die Resilienz der Agrarökosysteme gegenüber Schädlingen und Krankheiten.
  3. Mikroklima und Ertragssteigerung: Die schützende Wirkung der Gehölze verbessert das Mikroklima und stabilisiert den Wasserhaushalt. So kann die Produktivität von Ackerkulturen gesteigert werden.
  4. Wirtschaftliche Diversifizierung: Zusätzliche Einnahmequellen, z. B. durch Holz oder Früchte, erhöhen die wirtschaftliche Stabilität von Betrieben.

Herausforderungen und Ausblick

Die Umsetzung ist jedoch nicht ohne Hürden. Neben den hohen Investitionskosten und dem erhöhten Pflegeaufwand für Gehölze stellen die aktuell unzureichenden Förderbedingungen in NRW eine zentrale Herausforderung dar. Förderprogramme der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) sind zwar auf Bundesebene verfügbar, fehlen in NRW jedoch weitgehend.

Dennoch gibt es Grund zur Zuversicht: Das Interesse an Agroforstsystemen wächst, und neue Fördermöglichkeiten sind in Planung. Mit einer verbesserten Unterstützung und langfristigen Perspektiven könnten Agroforstsysteme eine Schlüsselrolle in der nachhaltigen Landwirtschaft der Zukunft spielen.

Fazit

Agroforstsysteme bieten innovative Lösungsansätze für die nachhaltige Landwirtschaft, fördern ökologische Resilienz und können langfristig wirtschaftliche Stabilität sichern. Doch um ihr Potenzial voll auszuschöpfen, braucht es nicht nur engagierte Landwirte, sondern auch verbesserte Rahmenbedingungen und eine klare Förderstrategie.

Klicken Sie auf das Bild, um zur kompletten Ausarbeitung zu gelangen.